Zeitungsartikel aus der Phelestrischen Allgemeinen Zeitung vom 12.03.1956

Die verschollene Andah'Kah

Rätsel um die vergessene Königin von Demar gelöst! Neue Funde enthüllen erstaunliches!

 

Tajine, ana - In der Chronologie der Königinnen von Demar folgt auf Kavirit, die den Beinamen „die Gesegnete“ trug, Sitiakra, deren Beiname „die Gnädige“ lautete. Für hunderte Jahre wurde diese Reihenfolge verbreitet, bis die Chronologie der Königinnen an Bedeutungen verlor. Als die Archäologie die alten Königinnenlisten wieder entdeckte, wurde diese Reihenfolge wieder für Jahrhunderte weitergegeben. Doch mit der Erforschung der demarischen Altertums wurden bald Zeugnisse aus dem Sand des Chomet geborgen, die von der Königin Henut berichteten, der von Kavirit eingesetzten Nachfolgerin. Die Archäologen taten diese Zeugnisse zunächst als Fälschungen ab oder zweifelten aus anderen Gründen an ihrer Echtheit. Warum sollten die Demarer ihrer Königin nur in lange vertrockneten Oasen des Chomet Monumente errichtet haben, fern der alten Hauptstadt, fern jeder demarischen Stadt des Altertums?

Wer war diese Königin Henut und warum war sie in Vergessenheit geraten?

 

Diese Fragen beschäftigten lange Zeit vor allem Okkultisten, Esoteriker und Schriftsteller. Romane wie „Die Ketzerkönigin“ oder „Die Herrscherin von den Sternen“, die das vermeintliche Schicksal der Königin erklärten waren Bestseller - und viele von ihnen prägen das Bild des demarischen Altertums bis heute in der populären Wissenschaft. Doch trotz der Phanatasie ihrer Erschaffer, sie lieferten keine richtige Antwort. Und die wissenschaftliche Archäologie blieb einer belastbaren Antwort lange schuldig.

 

Erst jetzt, 1956, mehr als zwei Tausend Jahre nach dem Ende des antiken Demars und mehr als vier Tausend Jahre nach dem Tod Kavirit der Gesegneten, fand der Archäologe Ketrias die Antwort: Das Grab der Henut.

 

Verborgen in einer Schlucht im Chomet entdeckte er nach Jahrzehnten der Suche das von Geröll und Sand verschüttete Grab, welches er zunächst für eine Hinterlassenschaft der Ghule hielt. Das Grab war unberührt von Grabräubern geblieben, besaß aber eine äußerst spärliche Ausstattung für eine Königin. Archäologisch äußerst wertvoll, aber im Angesicht der Öffentlichkeit eine Enttäuschung. Doch der aufsehenerregendste Fund war der Sarkophag der Königin. Der goldbeschichtige Holzsarg in der berühmten Gestalt der fettleibigen Töchter Emuras enthielt auch tatsächlich eine kunstvoll eingewickelte Mumie, deren Amulette sie als Henut identifizierten. Doch als die Mumie in der Universität von Chom untersucht wurde, kam das erstaunlichste Zutage: Henut, die Tochter Emuras, die Herrscherin von Demar, war - ein Mann. Was die Forscher in ungläubiges Erstaunen versetzte, erklärte plötzlich, warum die alten Demarer diese Herrscherin aus der Geschichte getilgt hatten. Für die alten Demarer war es schlicht gegen die göttergewollte Ordnung der Welt, dass ein Mann herrschte.

Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen? Wann fiel dieser Betrug an der Weltordnung auf? Erst beim Tod der „Königin“? War der Fall „Henut“ eine einzigartige Ausnahme? Gab es weitere bedeutende männliche Herrscher, die sich aus Gründen der Tradition als Frau ausgaben?

Weitere Forschungen sind unerlässlich. eT