Faben und Sarila

Oder: Wie wahre Liebe jeden Trug besiegt

Nachdem die Feuerhüterin über sie den Segen gesprochen und vor dem versammelten Volk laut verkündet hatte, dass von nun an Faben Sarila und Sarila Faben gehöre, wurde ein großes Fest gefeiert. Es war ein rauschendes Fest, das viele Tage lang dauerte und jeder wollte das junge Paar beglückwünschen.

Als die Zahl der Gratulanten nicht abnehmen wollte, nahm Faben seine Sarila an der Hand und beide verschwanden unter einem Vorwand und liefen in den Wald, dessen dichtes Grün den Festlärm bald dämpfte, bald zum schweigen brachte. Die beiden genossen die Ruhe und die Zeit zusammen, doch bemerkten sie in ihrer innigen Freude nicht, dass sie immer tiefer in den Wald gegangen waren.

Das freundliche Grün war längst einer grünen Schwärze gewichen und der kühle Schatten der Bäume zu einer drückenden Dunkelheit angeschwollen. Plötzlich erblickte Faben den hölzernen Pfahl, der das Gehöft der alten Hexe Surta begrenzte und der Schreck fuhr ihm durch Mark und Bein und ließ ihn erstarren. Sarila, die besorgt ihre Hand auf Fabens Schulter legte, hörte vom Gehöft her ein liebliches Singen. Noch bevor es ihr bewusst geworden war, hatte sie in das Singen eingestimmt und ging zunehmend schwebenden Schrittes auf das Gehöft zu, bis sie in rasselndem Flug, immer noch singend, zur Lerche geworden war. Da griff aus dem Haus heraus Surta nach der Lerche und zog sie hinein. Faben aber, noch immer erstarrt, musste als die betrachten und konnte doch nichts dagegen tun.

Schließlich kam die Surta aus ihrem Haus. Altes Recht, noch aus der Zeit in der die Götter unter den Menschen waren, sagte die Hexe, gestatte ihr jede Frau zu behalten, die ihr Gehöft erblicke. Sie nahm mit einer sachten Geste die Starre von Faben und wollte ihn fortjagen. Sie drohte ihm an, ihn zu fressen, wenn er nicht verschwinde und beschrieb, wie sie mit seinem Schädel den Pfahl zieren würde. Doch Faben rannte nicht fort. Er fiel auf die Knie und bat Surta ihm seine Sarila wieder zugeben. Surta weigerte sich zunächst, doch die trügerische List in ihr, ließ sie schließlich vorschlagen, sie führe Faben in ihr Haus und wenn er unter den dort gefangenen Lerchen seine Sarila erkenne, so dürfe er sie mitnehmen, doch andernfalls würde sie mit Haut und Haar verschlingen. Faben willigte ein. Im Haus waren nicht weniger als 7000 Lerchen gefangen, doch wider Surtas List erkannte er genau jene, die in ihrem inneren keine Lerche, sondern seine Sarila war. Glücklich entkamen beide Surtas Hof und lebten fortan glücklich.