Die drei Äpfel

Irgendwann vor Übermorgen ging ein Bursche von Tyre auf dem Waldweg nach Terse, was wie jeder weiß eine gute Tagesreise ist, wenn man zu Fuß geht. Wie er bei dem Köhlerweiler, der ja gut auf halbem Weg liegt, eine Rast einlegt, schenkt ihm ein junges Mädchen drei Äpfel und sagt ihm, dass sie die nur für ihn gepflückt hat und nur er sie selber essen darf und sie bloß niemand anderem hergeben soll.

 

Und auf dem weiteren Weg isst der Bursche einen von den Äpfeln als Wegzehrung und denkt, wie er den köstlichen Apfel schmeckt, schon wie köstlich nur die Lippen von dem Mädchen schmecken mögen, und kriegt sie gar nicht mehr aus dem Kopf, selbst als er schon in Terse angekommen ist. Und noch am Abend bricht er wieder auf und besucht das Mädchen und wohnt ihm bei. Und das macht er noch die beiden nächste Abende – selbst als er Heim in Tyre wieder bei seinem Liebling war, schlich er sich fort und eilte zu dem Mädchen. Doch, weil er sich immer so hetzte und in seinem Inneren wohl auch merkte, dass er das Mädchen gar nicht begehrte, versuchte er sich vor den Besuchen zu schützen. Er sagt also seinem Herzenspartner unter einem Vorwand ihn ans Bett zu fesseln, doch auch das nützte nichts, denn der geschickte Bursche entwand sich den Fesseln, als mit den Abendstunden die Gier auf das Mädchen so sehr stieg.

 

Bald waren es sechs Nächte geworden, in denen der dem Mädchen bei wohnte, und jeder in Tyre sah ihm die Ermattung an und wunderte sich – man wollte sich schon an die Magier wenden. Da begab es sich, dass des Burschen Liebling den dritten und letzten Apfel fand, den das Mädchen ihm gegeben hatte, und weil er sich nichts dabei dachte, gab er den dem Hausschwein.

 

Wie nun die siebte Nacht anbrach, da schmiegte sich der Bursche selig in die Arme seines Lieben, aber das Hausschwein brach aus dem Stall aus und rannte den Waldweg nach Terse, als würd‘ ein Feuerdrachen hinter ihm her sein. Wie es nun bei dem Köhlerweiler ankommt, springt es dem Mädchen durchs Fenster in die Schlafstatt und wohnt ihr bei.

 

Von dem Grunzen und Quieken geweckt finden die Weilersleut das Mädchen mit dem Schwein im Bett und verbrannten, noch bevor der Tag dämmerte, beide.