Zensur im Wandel der Zeit

„Die Zensur ist ein Mittel, das in allen zivilisierten Ländern dieser Welt zum Einsatz kommt. Sie gewährleistet die Sicherheit und Sittsamkeit der Völker und somit nicht nur den Fortbestand der Ordnung, sondern auch das Glück jedes Einzelnen.“

 

Informationskontrolle ist kein Phänomen der Moderne, vielmehr bildet sie ein Element, dass die menschlichen Gesellschaften von Anbeginn an begleitet. In erster Linie ging es dabei darum, die Verbreitung von sogenanntem „Altvorderen Wissen“ zu unterdrücken, wozu neben den kultischen Schriften altvorderer Religionen auch Schriften zur Magie und Geisterbeschwörung gehören.

Während der Antike ging diese Zensur in der Regel von mächtigen Priesterschaften aus oder beschränkte sich auf reine Selbstzensur, die sich nach dem „öffentlich Akzeptablen“ richtete – staatliche Informationskontrolle erfolgte nur sporadisch, da die meisten antiken Staaten keine Mittel dafür besaßen.

 

Den Großreichen der Klassik gelang schließlich die Verstaatlichung der Informationskontrolle, die schließlich noch oft von den Behörden ausgeübt wurde, die zur Kontrolle der Magier und der magischen Forschung eingesetzt worden waren, obwohl sie längst nicht mehr nur gegen „Altvorderes Wissen“ vorgingen, sondern vielmehr gegen allerlei „Abweichler“, die gegen die Staatsdoktrinen ankämpften.

Mit dem Zusammbruch der Großreiche, brach auch zunächst die Informationskontrolle zusammen, weshalb die Dunkle Zeit als „Goldenes Zeitalter der Denker“ bezeichnet wird und die Geburtsstunde der Dscha‘ila wohl nicht zufällig in diese Zeit fällt.

 

Im Mittelalter kontrollierte die asiranistische Kirche die Informationsverbreitung im Norden der bekannten Welt, während der „freie Süden“ zunehmend von den Sittenwächtern der Dscha‘ila zensiert wurde, die promonarchische oder proaristokratische Schriften genau so verfolgten, wie im Norden demokratische Pamphlete oder altvordere Lobpreisungen verfolgt wurden.

Mit der Macht der Kirche bröckelte auch ihre Informationskontrolle Stück für Stück dahin, doch anstatt gänzlich zu zerbrechen, fiel das was der Kirche entglitt den erstarkenden Staaten in die Hände und so wie die moderne Gesellschaft sich hier auszuformen begann, begann sich die moderne Zensur zu formen.

 

Heute ist die Zensur ein Bestandteil der staatliche Propagandabehörden, die nach den Maßgaben der Regierungen den Informationsfluss ganz nach deren Wünschen fördern oder hemmen. Die meisten modernen Staaten folgen dabei im Kern den Richtlinien des Weltkongresses, wodurch gerade die Verbreitung von Wissen über die Altvorderen und die „heilige Literatur“ ihrer Kulte besonderen Einschränkungen und Verboten unterliegt und auch magische Forschungsliteratur in bestimmten Bereichen gehemmt wird. Somit hat sich in der Moderne der Kreis zu den antiken Ursprüngen geschlossen, indem der Kampf gegen das gefährliche „Altvordere Wissen“ wieder im Vordergrund steht.

 

Randnotiz: In vielen Staaten werden heute auch die Schriften der „Ursprung in der Ferne“-Szene von der Zensur unterdrückt und selbst die Bestseller Herechas Nekides‘ sind so verboten wie das Atla Thog.